Sonja - Sexueller Missbrauch 8. Sitzung: Opa

Der sexuelle Missbrauch des Opas an der Klientin hat zu zwei Abspaltungen in der frühen Kindheit geführt, die nicht nur das Sexualleben der Klientin, sondern ihre gesamte Kraft und Lebensfreude massiv einschränken. Es gelingt ihr in dieser Sitzung durch das Ausagieren der abgespaltenen (Wut-)Energie „Ich könnte abgehen wie Rumpelstilzchen“ beide Anteile wieder zu integrieren und dadurch ihre Lebensenergie deutlich zu erhöhen.
Sonja kommt über eine Holztreppe in die Felsspalte aus der letzten Sitzung. Sie geht an deren Ende eine Eisenleiter hinab und landet in einem Verlies. Hinter einer Tür kann sie eine gefangene Gestalt ausmachen, die dunkel angezogen ist und auf dem Boden sitzt. Sonja weiß nicht, ob sie sie bemitleiden soll oder ob von ihr eine Bedrohung ausgeht. Die Gestalt starrt so vor sich hin und gibt zu verstehen, dass sie ein Teil von Sonja ist, mit dem sie nichts zu tun haben will.
„Ich mag keinen Kontakt zu dir haben. Das regt mich auf, dass du da am Boden sitzt, vor dich hinstarrst und gar nicht reagierst.“ Sonja fragt nach dem Ereignis, warum sie die Gestalt da eingesperrt hat.
Die Gestalt nimmt Sonja mit nach oben in den Hof ihrer Großeltern, wo sie als kleines Mädchen mit ihrem Opa ist, der sich sexuell an ihr erregt. „Da habe ich jetzt keinen Bock drauf! Das kann ich jetzt null gebrauchen.“
Sonja wendet sich an ihren Opa: „Da will ich nichts davon wissen.“
Der Therapeut fragt, wie alt sie sich wahrnimmt. Sie sieht sich einmal mit 1-2 Jahren und einmal mit 3-4 Jahren. Dem älteren Mädchen geht es nicht gut. Sonja spricht sie an. Dem Mädchen gefällt ihr Kleid nicht, sie möchte lieber eine Hose. Die Kleine will kein Mädchen sein.
Als Sonja sie fragt, warum sie kein Mädchen sein will, nimmt sie Sonja mit ins Haus, um nicht ertappt und gesehen werden.
Die Kleine zeigt noch ein Bild, wo sie am Abstürzen ist. „Ich will es auch gar nicht wissen, das kotzt mich an! Mir reicht das!“
Die Gestalt vom Anfang geht wieder in den Keller und starrt erneut vor sich hin.
Sonja steckt in dem Zwiespalt: der eine Teil will, dass sie hinschaut und will erlöst werden. Der andere Teil hat keine Lust mehr auf das Thema Missbrauch.
Sonja muss sich an dieser Stelle entscheiden, was sie machen will.
Der Therapeut rät die Kleine zu fragen, ob sie erlöst werden will. Die Kleine möchte, dass Sonja ihr hilft. An der Stelle will Sonja am liebsten wieder erstarren. Sie erkennt ihr Muster, wenn es um’s Fühlen geht in die Erstarrung zu gehen.
Sonja zum kleinen Mädchen: „Du schleppst mich da wo hin, was ich überhaupt nicht sehen will. Ich hab Angst, dass es irgendwelche Hirngespinste sind. Das ist so Verrat an der Familie. Meine Oma lebt noch und ich habe sie sehr lieb.“ Sonja will sich die letzten heilen Erinnerungen nicht nehmen lassen.
Die Energien bleiben dann aber so abgespeichert in ihrem Energiesystem.
Sonja seufzt schwer. “Ich habe Angst dass es nur Phantasie ist.“ Dann wäre Sonja ja um so schneller durch.
Wenn es echt ist, dann sind auch Gefühle intensiv da und der Körper würde reagieren. Sonja: „Also muss ich durch. Na, gut.“
Der Therapeut rät die eingesperrte Gestalt oder das Mädchen zu bitten, eine Situation zu zeigen, was passiert ist. Sonja: „Oh, manno!“ Sonja bekommt zwei Bilder, das Mädchen mit 3 wehrt sich gegen den Opa, der an ihrem Kleid zerrt.
Die Kleine mit 1 liegt nackt am Wickeltisch und der Opa leckt an ihr. Er begrabscht die Kleine. Sonja geht als Grosse dazu und hält den Opa gewaltsam ab. Der Opa grinst. „Spinnst du! Das ist ja widerlich! Bäh, da könnte ich grad kotzen drüber.“ Sonja befragt den Opa, ob das einer der Gründe für ihre Bulimie war. Der Opa bestätigt. Sonja hält sich die Ohren zu, sie fühlt sich so beschmutzt. Was hat sie gehört, oder was will sie nicht hören. „Das will ich nicht hören.“
Sonja erinnert das an das Gefühl im Schwimmbad beim Tauchen, wenn sie unter Wasser ist.
Sonja hört das Stöhnen und wie der Opa sich befriedigt.
Der Therapeut rät sich die Szene genau zeigen zu lassen, damit sie dort eingreifen kann.
Sonja erinnert sich, dass sie immer schon die Krise in Zusammenhang mit Sex-Filmen bekommt, wo laut gestöhnt wird.
Sie holt ihren Freund Stefan und zeigt ihm die Szene mit dem Opa. „Jetzt wundere ich mich nicht mehr, wenn ich so viel Ekel-Gefühle habe.“
Sonja hat keine Lust mehr zu schlagen und möchte am liebsten die Kleine nehmen und abhauen und das ganz Haus anzünden. Das ist eher eine symbolische Handlung. Wichtig ist, den Opa direkt zu stoppen und aktiv einzugreifen.
Sonja wendet sich dem Schatten aus dem Kerker, der jetzt lebendiger ist, zu. Er repräsentiert das pulsierende Leben. Sonja hat ihn weggesperrt, weil er/sie das nicht ausgehalten hat. Auf die Frage, was er am liebsten getan hätte, antwortet er, dass er am liebsten alles kurz und klein geschlagen hätte.
Sonja hat das pulsierende Leben damals weggesperrt um zu überleben.
Wenn Sonja weiter zurückgeht, findet sie alle Teile, die erstarrt sind; das ist bei Missbrauch besonders heftig.
Es geht jetzt darum, den Schatten toben zu lassen. Sonja setzt sich auf – sehr lustlos. Sie bekommt das Gefühl „Ich könnte jetzt abgehen wie Rumpelstilzchen.“ Wichtig ist, dass sie ihre Gefühle an den Opa adressiert.
Sie fängt an zu schlagen, eher zögerlich, hier drückt sich ihre Resignation aus. Sie stellt sich vor, dass der Schlagstock ein Schwert ist. Sie spürt einerseits eine große Zerstörungswut und möchte sich andererseits aber auch einfach zurückziehen. Das ist ihr bisheriges Verhaltensmuster. Sonja kann sich jetzt auch erklären, warum sie sich immer so aufmüpfig gefühlt hat.
Sonja ist zutiefst frustriert. Vom Gefühl möchte sie erstarren und aus dem Körper rausgehen.
Der Therapeut schlägt vor, die Oma herzuholen und ihr zu zeigen, was der Opa macht. Die Oma ist sehr zögerlich und sie hat sich auch schuldig gemacht, indem sie weggeschaut hat. Die Oma schubst den Opa weg. „Der Opa ist ekelhaft, du bist wie ein räudiger Köter nach einer Hündin.“ Sonja geht voll in ihre Wut und schlägt schreiend auf den Opa. Auch auf die Familie. „Da könnte man echt ausflippen. Ich könnte einen Massenmord begehen.“ Der Opa hat jetzt nicht mehr das ekelhafte Grinsen auf dem Gesicht. „Du bist das allerletzte Oberdreckschwein!!“ Sonja schlägt weiter.
Dem Anteil aus dem Verlies geht es jetzt gut. Die 1-Jährige und die 3-Jährige stellen sich hinter Sonja.
Sonja fühlt eine große Fassungslosigkeit, zugleich aber auch ein Glücksgefühl.
Sie holt Stefan und zeigt ihm was sie mit dem Opa gemacht hat. Stefan nimmt sie in den Arm. „Schau, da kommen die Gefühle her. So eklig und schmutzig fühle ich mich immer.“
Der Opa muss sich aber noch bei der Kleinen entschuldigen, weil sie sonst denkt, sie hätte was falsch gemacht. Der Opa ist sehr eingeschüchtert. Die Oma muss sich auch entschuldigen, denn sie hat weggeschaut und dadurch den Missbrauch ermöglicht. Sie soll jetzt auf die Kleine aufpassen.
Sonja schaut nach den Mädchen, die eine auf dem Arm, die andere hinter sich. Den weggesperrten Anteil gibt Sonja noch mal bewusst die Erlaubnis aus dem Kerker zu kommen. „Tut mir leid, dass ich dich da eingesperrt habe.“ Der Anteil freut sich.
Er repräsentiert Sonja’s Lebensfreude und –power.
Die Oma muss noch versprechen auf die Mädchen acht zu geben. Sonja gibt ihr eine Gladiatoren-Ausrüstung, wie ein Aufseher, damit sie aufpasst. Sonja schlägt mit dem Schlagstock auf das Bild der Oma. „Da kann man doch nicht weggucken. Du dumme Nuss. Da ist so eine richtige Zombie-Familie draus geworden.“
Die Oma ist jetzt ganz aufmerksam. Sie ist auch stolz auf Sonja, weil sie sich durchgesetzt hat. Auch der Opa ist stolz auf Sonja. Es gefällt allen, dass sich endlich einer in der Familie wehrt und nicht mehr nur still aushält..
Sonja fragt ihren Opa, ob er sich gut gefühlt hat beim Missbrauch. Der Opa schüttelt den Kopf.
Sonja fühlt sich gut, ihre Großeltern sind stolz auf sie.